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Autorenbildchristinekranz

Von Perspektiven und Potenzialen

Wie Sie mit Kunstwerken sich selbst und andere neu entdecken.


Die Sprache der Bilder ist mächtig. Meistens sprechen wir über Bilder im Sinne einer Botschaft, die das Bild uns vermitteln will oder die wir anderen mit einem Bild nahebringen wollen. Seltener kommen wir auf die Idee, dass wir über ein Bild mit uns selbst in Dialog treten können. Es gibt jedoch Kunstwerke, die förmlich dazu einladen, in sie einzutreten und darin zu wandeln, sei es weil sie große Harmonie und Ästhetik ausstrahlen, sei es weil sie über ihre räumliche Tiefe ein unendlich weites Feld andeuten. Diese Qualität bestimmter Kunstwerke kann uns durch einen Prozess der Selbstreflexion zu bisher nicht gesehenen Potenzialen führen. Wenn wir einem Bild spielerisch und intuitiv begegnen, kommen Dinge jenseits unserer bewussten Gedanken zum Vorschein. Es entsteht eine Geschichte über uns, die wir vorher nicht kannten und die uns andere Handlungsspielräume für die großen und kleinen Entscheidungen des Berufslebens aufzeigt. Die in der innovativen Symbolon®-Methode verwendeten Hafen- und Landschaftsbilder von Claude Lorrain sind besonders schöne Beispiele von Kunstwerken, die uns einladen in ihre Welt einzutauchen. Was mit einer harmlosen ästhetischen Frage beginnt, hat es in sich, sobald wir die Antworten weiterverfolgen, mit unseren Assoziationen und Ideen in der Sprache des Bildes spielen und die Metaphern auf unsere berufliche Situation übersetzen.


In einem Hafen von Claude Lorrain: Wo möchten Sie in diesem Bild sein?

Vier Fragen bringen den Reflexionsprozess in Gang:

  1. Wo in diesem Bild möchten Sie sein? Ihr bevorzugter Platz ist Ihre ganz eigene Wahl. Es geht nicht um richtig oder falsch, sondern um den Ort, wo sie sich am wohlsten fühlen. Was gefällt Ihnen hier? Welche positiven Gefühle werden hier wach? Wie können Sie Ihre Wahl auf Ihre aktuelle berufliche Situation übersetzen?

  2. Was sehen Sie von dieser Position aus? Je nachdem, wo sie stehen, sehen sie unterschiedliche Bereiche des Bildes besser oder schlechter. Wie ist die Aussicht von ihrem gewählten Ort? Welche Sichtachse zeigt sich Ihnen? Was können Sie sehen und beobachten? Welcher Handlungsspielraum ergibt sich daraus für Sie?

  3. Was sehen Sie von dieser Position aus nicht? Egal, wo wir stehen, es gibt immer etwas, was sich unserem Gesichtsfeld entzieht. Ihre Position zeigt Ihnen sehr genau, was Sie nicht sehen können und wo Ihr Entwicklungspotenzial liegt. Was ist Ihr blinder Fleck? Welche Informationen entgehen Ihnen, und welche Folgen hat das in der Sprache des Bildes? Wie könnten Sie das Potenzial dieser Informationen „anzapfen“? Wer oder was müsste sich dazu möglicherweise im Bild bewegen, wie und wohin?

  4. Wie sehen andere auf dem Bild Sie in dieser Position? Als letztes betrachten Sie Ihre Position aus Sicht der anderen Bereiche im Bild. Wie sichtbar sind Sie für andere auf dem Bild? Wie nah oder wie weit weg sind Sie voneinander? Wie wirkt Ihre Position aus Sicht der anderen? Wie funktioniert die Kommunikation?

Im Bild mit 360° Feedback

Damit haben Sie ein kunstvolles 360° Feedback zum Platz Ihrer Wahl mit seinen Stärken, Schwächen und Potenzialen einschließlich Selbst- und Fremdwahrnehmung. Je unvoreingenommener Sie an die Übung herangehen, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie etwas Neues über sich selbst und Ihre Situation erkennen. Wenn Sie die Bildsprache auf Ihre berufliche Situation übersetzen, entstehen wie von selbst Ideen zur Ausschöpfung bisher nicht gesehener Potenziale. Ihr Handlungsspielraum zur Erreichung Ihrer Ziele erweitert sich.

Wie ist Ihr Team aufgestellt?

Die Kraft dieser Übung entfaltet sich auch, wenn Mitglieder eines Teams zunächst unabhängig voneinander ihren jeweiligen Platz wählen und anhand der obigen Fragen reflektieren. Im zweiten Schritt kann das Team seine Auswahl als Ganzes betrachten. Es erscheint eine neue Teamaufstellung, die so vorher nicht sichtbar war. Über die individuelle Positionierung hinaus kann ein Team erkennen, wie es innerhalb eines Bildes verteilt ist und welche Schwerpunkte sich dadurch für das Team ergeben. So können die obigen Fragen auch im Rahmen einer Teambildung durchgespielt werden um zu fragen, wo bisher nicht ausgeschöpfte Potenziale in der Zusammenarbeit als Team liegen. Ob allein oder im Team, durch die Reflexion unternehmen Sie eine ganz individuelle Reise durch das Bild, die sich aus Ihrer konkreten Situation heraus entwickelt. Bildhafte Metaphern entstehen wie von selbst, die sich nachhaltig einprägen und daher langfristig wirken können. Auf diese Weise kann Kunst ein integrierter Bestandteil Ihres Arbeitslebens werden.


Swaan Barrett

Symbolon-Spezialistin, Berlin

Bildnachweis: Claude Lorrain, Seaport with the Embarkation of Saint Ursula, (1824), National Gallery, London Aus dem Buch „Durch Selbstreflexion zum Erfolg“, von Christine Kranz, © 2011 Symbolon Verlag, ISBN 978-3-9523631-0-2



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