Das Leben: eine Abfolge von Entscheidungen
In einer Entscheidung wählen wir zwischen verschiedenen Möglichkeiten des Verhaltens oder Handelns. Wir entscheiden uns für einen Karrieresprung oder gegen ein Jobangebot, für eine politische Partei oder gegen eine neue Wohnung, für einen Auslandsaufenthalt oder gegen die Wehrpflicht usw. Es vergeht kaum ein Tag an dem wir keine Entscheidung zu treffen haben, die nicht eine gewisse Tragweite hätte.
Entscheidungen sind unausweichlich, ob wir wollen oder nicht. Selbst dann, wenn wir in einer Sache nichts entscheiden haben wir ja eine Entscheidung gefällt, nämlich in der Sache nichts zu entscheiden. Aber ist es in unser Belieben gestellt, wie wir uns entscheiden? Oder gibt es objektive, allgemeingültige Gesichtspunkte, die zu berücksichtigen sind? Das hängt mitunter davon ab, welchen Zweck wir mit unseren Entscheidungen verfolgen. Für die Entscheidungstheorie zum Beispiel sind bestimmte Regeln der Rationalität ausschlaggebend, für die philosophische Ethik sind es die Regeln der Moral. Der entscheidende Unterschied der Regelwerke liegt darin, dass im ersten Fall, die bestmögliche Befriedigung überwiegend eigener Interessen im Vordergrund steht, während im zweiten Fall, die bestmögliche Befriedigung überwiegend fremder Interessen im Vordergrund steht. Es ist das fremde Interesse, das die Befriedigung unsere eigenen Interessen limitiert. Kaum jemand, der das nicht kennt.
Warum aber sollten wir eine solche Limitierung akzeptieren? Manche Philosophen würden antworten: „Weil es vernünftig ist, denn sehr wahrscheinlich ist jeder Einzelne von uns irgendwann auch der Andere. Es kommt nämlich nur auf die Situation und den Zeitpunkt an.“ So gesehen ist eine (moralisch) richtige Entscheidung eine, bei der nicht nur der Entscheidende selbst im Zentrum der Überlegungen steht, sondern immer auch jene, die davon mitbetroffen sind. Anders gesagt: Eine moralisch richtige Entscheidung ist eine solche, die man vor sich selbst und der Welt verantworten kann. Das ist altmodisch werden die einen sagen, überzogen und undurchführbar die anderen. Richtig ist, dass auch die Philosophen, zeitgenössische wie frühere, noch kein Instrumentarium angeboten haben, das es erlauben würde in jedem Fall moralisch richtig zu entscheiden. So ist etwa weder der berühmte kategorische Imperativ von Immanuel Kant (Handle so, dass die Maxime deines Handelns stets zu einem allgemeinen Gesetz werden kann) noch der überaus einsichtige Vorschlag des Utilitarismus (Handle zum Wohl der Meisten) frei von philosophischen Schwierigkeiten. Nichtsdestoweniger kommt es darauf an, die Sinnhaftigkeit und die Konsequenzen unserer Entscheidungen im Sinne der Ethik in Frage zu stellen, ist uns daran gelegen eine Gesellschaft zu schaffen, die Wert hat. Das ist ein persönliches Wagnis, aber ohne Wagnis kommen wir nicht weiter. Wer sein eigenes Leben, und ein Stück weit, das der Anderen, verantworten will, muss es eingehen.
Dr. phil. Bernd Waß, MSc. & Mag. Heinz Palasser, MBA, MSc im Web
Bildnachweis: © Shutterstock
Comments